Unter der Gürtellinie

von Richard Dresser

Unter der Gürtellinie

von Richard Dresser

„Wo Büro ist, ist kein Streichelzoo!“. Spätestens seit Stromberg kennen wir den schadenfrohen Unterhaltungswert der verbalen Scharmützel und kollegialen Ausfälle am Schlachtfeld Arbeitsplatz. Ein paar Jahre zuvor hat schon Richard Dresser in »Unter der Gürtellinie« unter verschärften Bedingungen einen Abteilungsleiter auf seine Mitarbeiter losgelassen, die in im Niemandsland einer entlegenen, streng bewachten Außenstelle einer namenlosen Firma Stuhl, Schreibmaschine und auch Schlafzimmer teilen müssen.

Gemeinsam mit seinem Überwachungslegastheniker Hanrahan (Carsten Fimm) versucht Chef Merkin (Stephan Schwarze) zunächst alles, um dem neuen Mann im Team Wackersteine zwischen die Beine zu schleudern. Karrierekind Dobbitt (Dennis Hoppe) kneift zuerst noch loyal die Pobacken zusammen. Doch ist er erstmal weichgekocht, kann man ihn prima für kleine Intrigen und große Verschwörungen missbrauchen. Alles im Dienste des »wichtigsten Auftrags, den diese Firma je erhalten hat« und natürlich aus Furcht um den Arbeitsplatz, denn »wenn die Firma einen mal ins Wasser stößt, dann ist man ganz schnell bloß noch ein Stück Treibholz«.

So machen die drei sich abwechselnd das Firmenleben zur Hölle, mobben um die Wette und reden sich dabei um Kopf und Kragen, bis es fast – schon wieder – Tote gibt. Zudem breitet sich der Verdacht aus, dass sie der Firma vielleicht überhaupt nicht mehr entfliehen können. Und was machen die undefinierten, starrenden Tiere draußen, hinter dem Zaun? Und wer ist hier überhaupt drinnen und wer draußen?

Ein Spiel um Macht und Unterdrückung, Kaffee und Krapfen in der Tradition des Absurden Theaters von Ionesco, Pinter und Beckett.

Deutschsprachige Uraufführung:

1998, Deutsches Theater (Baracke), Berlin
Regie: Thomas Ostermeier